EU-Parlament will „lautere“ Elektroautos

Überraschend wirkt auf den ersten Blick der Vorstoß des Umweltausschusses des EU-Parlaments Ende letzten Jahres eine Mindestlautstärke für elektrisch betriebene Fahrzeuge per EU-Richtlinie festzulegen. Elektroautos seien zu leise. Während man die Grenzwerte für Verbrennungsmotoren senken möchte, sollen Elektroflitzer mehr Lärm erzeugen. Der Grund hierfür ist die Sorge um Senioren und Menschen mit Sehbehinderung, eben jene, die auf die Geräusche Ihrer Umwelt angewiesen sind. Die Befürchtung ist, dass die Fahrzeuge zu einer höheren Unfallgefahr für diese Gruppen führen könnten.

Lautlosigkeit nur unter 30km/h ein Problem

Bei genauerer Betrachtung erscheint diese Befürchtung jedoch nicht ganz so gravierend. Zunächst mal gilt, dass bei PKWs, egal mit welchem Antrieb (ob durch Strom oder Verbrennungsmotor angetrieben), ab etwa einer Geschwindigkeit von 30 km/h die Reifengeräusche überwiegen. Hinzukommend besteht laut einer Studie der Universität Duisburg-Essen auch bei modernen Benzinern das Risiko, dass sie unter 30 km/h akustisch kaum wahrzunehmen sind. Aus diesem Grund beschränkt sich das Risiko auf Abbiegen, Anfahren und Rangieren sowie fahren in verkehrsberuhigten Bereichen. Dies sind Situationen, die in der Verkehrserziehung als risikoreiche Manöver gelten. In Theorie- und Praxisstunden wird darum in den Fahrschulen darauf hingewiesen gerade in solchen Verkehrssituationen umsichtig zu fahren.

Künstliche Geräuschquellen und Fußgängerhupen können helfen

Das Problem ist jedoch nicht neu und ein großer Teil der Elektrofahrzeuge ist bereits mit einer künstlichen Geräuschquelle für den unteren Geschwindigkeitsbereich ausgestattet. Andere Fahrzeuge besitzen eine Hupe speziell zum Warnen von Fußgängern oder Fahrradfahrern. Diese unterscheidet sich vom normalen Warnsignal darin, dass sie deutlich weniger laut und aggressiv ist. So ist es möglich, sich durch Verkehrsberuhigte Bereiche zu bewegen und Fußgänger, Rollerblader oder spielende Kinder usw. bei Bedarf auf sich aufmerksam zu machen.

Das „A und O“ ist die Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer

Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobilität e.V., fordert zusätzlich, dass jede Fahrschule ein Elektroauto im Fuhrpark führen sollte. Auf diesem Weg könnte man Fahranfänger bereits auf die unterschiedlichen Herausforderungen im Umgang mit „lautlosen“ Flitzern schulen. Generell scheint eine Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer sinnvoll. Autofahrer wie auch Passanten sollen für größere Achtsamkeit empfänglicher gemacht werden. Wenn man bedenkt, dass die Ursache für viele Unfälle das Hören von Musik über Kopfhörer Hören von Musik über Kopfhörer ist, bekommt diese Forderung mehr Gewicht.